Freitag, 20. Juni 2014

Buchempfehlung: Besser Arm ab als arm dran

Es geht um das Buch von Martin Fromme: "Besser Arm ab als arm dran"

Wie weit darf man gehen wenn es um Behinderte geht? Was darf man schreiben - was ist Tabu? Das sind so die Fragen, die einen durchaus beschäftigen, wenn man das Buch von Martin Fromme (Comedian, Schauspieler, Autor) liest. Ich gebe zu, ich habe an diversen Stellen richtig heftig gelacht - Martin Fromme ist so schwarzhumorig und bissig, dass es kracht. Und man fragt sich weiter: Kann man behindertenfeindlich sein, wenn man selbst behindert ist? (Oder hat man automatisch einen Freifahrtschein?)

Martin Fromme hat seit Geburt an einen verkürzten Arm - dieser offensichtliche "Makel" hat dazu geführt, dass er sich als Behinderter auf seine ganz spezielle Art und Weise mit den Themen Behinderung / Behindertenfeindlichkeit auseinander gesetzt hat. Herausgekommen ist ein "satirischer Ratgeber mit boshaftem Witz", der (wie ich finde) manche Sachen grandios auf den Punkt bringt und oft sogar noch weiter geht.


So empfielt Fromme Behinderte einfach immer anzulächeln! Das mag einfach klingen, trotzdem erklärt er sicherheitshalbter WIE man richtig lächelt (KEIN Jack-Nicholosn-Lächeln, kein Mutter-Beimer-Lächeln...) und rät dazu auch mal einen Besuch in der nächsten Behindertenwerkstatt zu machen. Dazu kommt natürlich die wichtige Frage, wie man einen Behinderten richtig umarmt und bemittleidet... ich wußte gar nicht, was man da alles so bedenken muß!
Schön ist auch die Anekdote von seinem Restaurantbesuch, bei dem die Kellnerin tatsächlich seinen Begleiter fragte, ob er denn selbständig Essen könne... (diese Frage wird die Gute ihr Leben lang bereuen...).
Des weiteren stellt er Überlegungen an, wie eine Welt mit Behinderten in der Mehrzahl wohl aussehen würde und wie es ist, wenn der Gesunde als nicht normal angesehen wird;  fragt wieviele Schuhe eine behinderte Frau im Rollstuhl wirklich braucht und spart natürlich das Thema Behinderung + Sexualität ("Gibt es Coming-Out-Gruppen für homosexuelle schwarze Behinderte?") nicht aus.

Manchmal ist dieses Buch echt richtig böse. Aber zugegebenermaßen schreibt Martin Fromme auch oft Sachen, die einem schon selbst durch den Kopf gegangen sind oder die man liebendgern einfach einmal selbst machen würde (ich sage nur Restaurantbesuch...). Jeder CFler, der schon mal mit Sauerstoffschlauch oder Mundschutz durch die Stadt gegangen ist und diese seltsamen Blicke gespürt hat, wird Martin Fromme für seine gradlinigen Gedankengänge und das Brechen von Tabus dankbar sein.

Wie schreibt der Autor selbst: "Dieses Buch nicht zu kaufen wäre behindertenfeindlich!"
Viel Spaß beim Lesen,
Insa

P.S. Martin Fromme hat natürlich eine eigene Webseite: www.martin-fromme.de. Bei Arte gibt es eine kleinen Infofilm über ihn und natürlich kann man bei Youtube auch Ausschnitte aus seinem Soloprogramm angucken.



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