Freitag, 16. August 2019

Inhalation

Ein wichtiger Pfeiler bei der Therapie von Mukoviszidose ist die Inhalation. Inzwischen gibt es viele verschiedene Systeme und Anbieter aus den Bereichen Feucht- und Trockeninhalation. Die Deutsche Atemwegsliga e.V. hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht über die verschiedenen Systeme per Video zu informieren.
Diese Videos findet Ihr auf den Seiten:

Link zur Deutschen Atemwegsliga: https://www.atemwegsliga.de/richtig-inhalieren.html

Außerdem gibt es dort auch noch ein Video zum Cornet (Hilfmitteln für Atemtherapie).
https://www.atemwegsliga.de/nicht-medikamentoese-massnahmen.html

Auch bei MukoTV gab es vor einiger Zeit ein Video zum Thema Inhalation:

Beide Seiten bieten einen sehr guten Überblick und viele Informationen.

Täglich inhalieren


Ich selbst habe in den letzten 35 Jahren (bis zur Lungentransplantation) 5x am Tag inhaliert (davor ein oder zwei Mal am Tag)... wenn ich überlege, was für Zeit dabei immer draufgegangen ist... dann noch die Reinigung hinterher... aber ohne wäre ich wahrscheinlich gar nicht so weit gekommen.
Als ich im Kindesalter mit den Inhalationen angefangen habe, hatten wir noch einen riesigen grauen und vor allem lauten Inhalator. Da hat sich das Equipment in den letzten Jahrzehnten doch deutlich verbessert...

Insa



Freitag, 9. August 2019

Mit dem Wattwagen nach Neuwerk

Als ich drei Jahre alt war, haben meine Eltern mit mir eine Wattwagenfahrt von Cuxhaven nach Neuwerk (und zurück) gemacht. Ich habe an diesen Ausflug Null Erinnerung - außer, dass ich die Kutschfahrt richtig toll fand. Die Fahrt nach Neuwerk (man/frau kann auch wattwandern oder mit dem Schiff hinfahren) ist eigentlich eine Touristenattraktion - aber ich wollte diesen Ausflug schon lange einmal wiederholen.
1976 auf Neuwerk...

Geschenk zum Lungengeburtstag


Zu meinem 5. Lungengeburtstag bekam ich von meinen Eltern nun eine gemeinsame Wattwagenfahrt geschenkt und habe mich riesig darüber gefreut.
Die größte Herausforderung war dann ein passendes Wochenende zu finden, an dem wir alle Zeit haben und an dem auch die Tiede stimmt.... Glücklicherweise hat im Juli alles gepasst und der Ausflug wurde geplant.

Sonne & Wind


Mein Tipp an alle, die gerne mal eine Wattwagenfahrt machen wollen: Sonnencreme und Sonnenhut nicht vergessen! Und Klamotten für den "Zwiebellook" einpacken. Auch wenn die Sonne scheint, ist es oft windig da draußen im Watt. Das bedeutet aber auch, dass man die Sonne manchmal gar nicht so merkt, weil der Wind einen schön kühlt.

Ich hatte also alle wichtigen Utensilien und Pulli und Jacke eingepackt und um 12 Uhr mittags saßen wir auf dem Wattwagen, bereit für die Fahrt. Die Pferde Pia und Seppel sollten uns in 1,5 Stunden nach Neuwerk bringen. Dort gab es eine Stunde Aufenthalt (was recht knapp ist) und eine Stunde würde die Fahrt zurück dauern.

Vier Kutschen starteten in Cuxhaven Döse und allein die Fahrt durch die Straßen (bis zum Strand) war schon großes Kino: Kutschen, Autos und Busse... zwischendurch Winken wie die Queen - weil Kinder am Straßenrand stehen und auch winken! :-)
Im Watt war es dann total schön. Tolle Luft (was Mukos ja immer gerne mögen!), weite Sicht, zu hören nur die Pferde und der Wind - und ein paar Möwen. Sehr entspannend das Ganze.
Ein Highlight auf der Fahrt ist definitiv die Durchquerung des tiefen Priels - und mit tief meine ich TIEF. Die Pferde standen bis zum Bauch im Wasser und wir mussten alle die Füße hochnehmen, weil auch in die Kutsche das Wasser einlief! Ich habe wirklich großen Respekt vor den Tieren, dass diese die Durchfahrt durch das tiefe Wasser jeden Tag mitmachen.
Auf Neuwerk angekommen sind wir zuerst auf den Leuchtturm gestiegen. Es geht 138 Stufen in die Höhe und dann gibt es einen fabelhaften Ausblick auf Cuxhaven oder die Nordsee bzw. das Watt.


Von oben konnte man die vielen Kutschen sehen, die alle nach Neuwerk gefahren waren - ich habe wohl 20 Kutschen gezählt.
Oben ist es richtig windig...
(Das Haare kämmen hat am Abend keinen Spaß gemacht!!!)

 

Von Niedersachsen nach Hamburg


Es war ein superschöner Ausflug und ich habe ihn von Anfang bis Ende genossen. Neuwerk gehört übrigens nicht nach Niedersachsen, sondern nach Hamburg...


Hummel, Hummel,
Insa

Freitag, 2. August 2019

Zwischen Herz-Lungen-Maschine und Disneyland -die letzten Tage vor meiner Lungentransplantation

Vor gut zehn Tagen bin ich aus unserem jährlichen Disneyland-Urlaub zurückgekommen. Natürlich war es wie immer total toll und mega anstrengend. Aber es waren auch mal wieder andere Gedanken mit im Gepäck. Während ich dies hier schreibe, denke ich sechs Jahre zurück. Zu der Zeit lag ich auf der Intensivstation an der Wach- ECMO (eine Art Herz-Lungen-Maschine, am Ende des Textes gibt es dazu noch eine extra Erklärung). Gerade einmal 3 1/2 Wochen vorher war ich zu meinem Geburtstag noch in Disneyland. Dass es mir recht schlecht ging war natürlich klar, aber dass sich dann alles so schnell so dramatisch zuspitzt, damit hätte niemand von uns gerechnet. Ganz im Gegenteil, zum Vergleich mit den Monaten davor, fühlte ich mich ziemlich gut und erinnere mich noch ganz genau, wie ich in Disneyland einmal "schnell" ohne Sauerstoff in einen Laden gegangen bin. Das war ein besonderer Moment, den genau zu erklären wäre jetzt zu ausschweifend. Außerdem hatte ich einen mega tollen Geburtstag dort. Die Sonne schien, meine Muko-Freundin aus Paris schickte mir Blumen ins Hotel, Kuchen mit Kerzen am Frühstückstisch und das obligatorische Ständchen von den Castmembern. Wir genossen unsere Tage dort sehr. Die Rückfahrt war allerdings eine der Schlimmsten die wir je hatten. Dass ich danach einige Tage Erholung brauchte, war dann eigentlich ganz normal. Schnell merkte ich, dass meine eh begrenzte Belastbarkeit schlechter wurde, aber auch das machte mir nicht zu viel Sorgen. Schließlich waren fast 2 1/2 Monate seit der letzten IV Therapie vergangen (Antibiotika über die Vene) und es wurde halt wieder Zeit.

Die letzten Tage...

Ich ging wie immer in mein Heimatkrankenhaus und startete meine IV - mit all den üblichen Nebenwirkungen, mit denen ich die letzten Jahre immer zu kämpfen hatte. Auf genau diese schob ich meinen immer schlechter werdenden Zustand. Vor allem bei den Fieberschüben hatte ich enorme Probleme mit dem Atmen, aber auch das war nicht wirklich neu. Am vierten Tag, ein Freitag, hatte meine Familie einen Grillabend geplant. Ich wohne nur 10 Minuten vom Krankenhaus entfernt und bin häufiger abends mal nach Hause gefahren. An dem Abend wäre ich aber am liebsten in der Klinik geblieben und es war der erste Tag an dem ich wusste, dass hier was ganz gründlich falsch läuft. Da ich aber meine Familie nicht enttäuschen wollte ließ ich mich wie gewohnt abholen, aber auch möglichst schnell wieder zurück bringen. Ab Samstag konnte sogar jeder Außenstehende zusehen, wie es mit mir Bergab ging. Am Sonntag kam extra noch meine Physio vorbei um mir etwas Erleichterung zu verschaffen, aber es ging nix mehr. Ich konnte nicht mal mehr für ein paar Minuten von der Maskenbeatmung weg und jeder Atemzug war ein Kampf. Leider gab es noch kein freies Bett in meiner Transplantationsklinik und so mussten wir noch die Nacht überstehen. Zum Glück hatte ich dort unglaublich tolle Krankenschwestern und ich bekam ein 2er Zimmer, so dass meine Mutter bei mir bleiben konnte. An Schlaf war gar nicht zu denken. Die Nacht war die Schlimmste und trotzdem gleichzeitig auch schönste Nacht meines Lebens (wieder ein Thema für sich).

Transport in die Transplantationsklinik

Das Warten auf einen freien Intensivkrankenwagen am nächsten Tag war mehr als eine Geduldsprobe. In meiner Transplantationsklinik musste / durfte ich erst noch auf die normale Station und ein paar Tage, die ebenfalls diesen Text sprengen würden, haben wir alle alles mögliche probiert mich zu stabilisieren. Leider ohne Erfolg und an einem Punkt wusste ich dann, dass ich jetzt einfach nicht mehr kann.

Plötzlich ging es sehr schnell. Ich wurde auf die Intensivstation gebracht und zum Glück habe ich ab dem Punkt erst einmal nichts mehr mitbekommen. Eine "normale" Beatmung reichte nicht, es war einfach nicht mehr genügend funktionierendes Lungengewebe übrig. Daher kam ich an die ECMO und wurde wieder "geweckt". Ich sollte nämlich möglichst viel "mit atmen" um meine Atemmuskeln nicht zu verlieren (siehe die Erklärung am Ende des Textes). Zum Glück konnte ich zumindest schriftlich kommunizieren und es war immer (zu den erlaubten Zeiten) jemand bei mir, hauptsächlich meine Mama. In so einer Situation jemanden an seiner Seite zu haben, ist so unglaublich wichtig!!! Ohne hätte ich sicher nicht die Kraft gehabt. In den folgenden Tagen mehrten sich die Komplikationen, aber es wurden auch Bilder aufgehängt, Freundinnen kamen vorbei und Wassereis essen war ein unglaubliches Highlight.

Happy End und Dankbarkeit

Na ja, und da ich dies hier gerade schreibe, wisst ihr, es gab doch noch ein Happy End. Ein fremder Mensch und vor allem seine Angehörigen haben mit ihrer Entscheidung für eine Organspende mein Leben gerettet. Diese Dankbarkeit kann man nicht in Worte fassen.

Es gäbe noch unglaublich viel dazu zu erzählen, aber hier erlöse ich Euch erst einmal. Und um auf den Anfang des Textes zurückzukommen: All diese Erinnerungen reisten dieses Mal besonders intensiv mit. "Weißt du noch, vor sechs Jahren um diese Zeit..." war wohl der meist gesprochene Satz. Und umso erstaunlicher / besonderer (gibt's das?) war es, ohne zusätzlichen Sauerstoff frei atmend dort zu stehen und eine so schöne Zeit zu erleben.

Lasst es euch gut gehen,
Miriam

ECMO

Die ECMO ist eine Herz-Lungen-Maschine, aber fragt mich bitte nicht ob und wenn ja welchen Unterschied es zur "normalen" Herz-Lungen-Maschine gibt. Durch einen dicken Zugang wird das Blut in die Maschine geleitet und nicht nur mit Sauerstoff versorgt, sondern auch vom CO2 (quasi die alte Luft) befreit. Über einen zweiten fetten Zugang kommt das Blut zurück in den Körper. Ich durfte mich möglichst nicht bewegen, damit diese beiden lebenswichtigen Schläuche nicht verrutschen. Zusätzlich wurde ich durch einen Luftröhrenschnitt beatmet. Das ist nicht immer so. Manchmal wird die ECMO auch als Unterstützung (zum Beispiel nach einer Lungentransplantation) angeschlossen, damit die Lunge / der Körper sich besser erholen kann.

Warum Wach-ECMO?!

Nun werden sich bestimmt einige fragen, warum man nicht einfach schlafen gelegt wird, damit man das ganze Elend und die teilweise aufkommende Panik nicht mitbekommt. Das hat einen sehr wichtigen Grund: Um Atmen zu können, braucht es neben einer funktionierenden Lunge auch Muskeln. Und je länger jemand beatmet wird, desto mehr Kraft verlieren diese Atemmuskeln. Ergo wird es immer schwieriger nach der erfolgreichen Lungentransplantation, selbstständig zu atmen und es dauert viel länger, komplett von der Maschine wegzukommen. Daher wurde ich immer wieder dazu angehalten "mit zu atmen", auch wenn es für die Sauerstoffversorgung so gut wie sinnlos war. Das war wirklich sehr anstrengend. Zusätzlich hat es den Vorteil, das ich auch vorsichtig und natürlich stark begrenzt Arme, Beine und so weiter leicht "trainieren" konnte. Dies alles half um nach der Transplantation möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen.