Viele Mensche verabscheuen Routine, dabei kann sie einem enorm helfen über den Tag zu kommen.
In den letzten Jahren vor meiner Lungentransplantation war mein Tagesablauf sehr festgelegt und geregelt.
Ein Morgen im Jahr 2012 - mein Mann macht das Frühstück, ich inhaliere noch
(Foto: Joanna Nottebrock)
Bis zum März 2014 sah mein Tag so aus:
Wecker klingelt - Inhalieren - Frühstück - Haushaltsarbeit - Mails bearbeiten/Homeoffice - Ergometertraining - Krafttraining - Duschen - Inhalieren - Mittagessen - Schlafen - Autogene Drainage (Atemtechnik zur Reinigung der Lungen) - Ausruhen - Inhalieren - Abendessen kochen - fertig auf dem Sofa sitzen, Fernseh gucken - Inhalieren - Schlafen gehen... das wars.
Wenn dann noch Arztbesuche oder Freunde treffen dazu kam, mußte alles andere drumherum neu organisiert werden. Dabei blieben oft der Mittagsschlaf oder das Ausruhen nach der Drainage auf der Strecke, weil die anderen Punkte nicht vernachlässigt werden durften. Das war alles sehr anstrengend. Aber auch irgendwie sehr gut und hilfreich. Denn nur durch die tägliche Routine hatte ich die Kraft, alles zu machen und abzuarbeiten.
Nach der Transplantation wurde mein Tagesablauf anders - vor allem entspannter. Ich genieße es sehr, dass dieser Druck weg ist, alles abarbeiten und erledigen zu müssen. Anstelle des Ergometertrainings kann ich mit dem Fahrrad kreuz und quer durch Hannover fahren oder lange Spaziergänge machen. Durch das Wegfallen der vielen Inhalationen und der Autogenen Drainage habe ich viel Zeit gewonnen - die aber erstaunlich schnell mit anderen, neuen, schönen Dingen gefüllt wurde. Seltsamerweise sind meine Tage jetzt genauso voll und ich wünsche mir manchmal ein paar Stunden mehr Zeit am Tag.
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Doch auch in der Nach-Transplant-Zeit habe ich bestimmte Routinen entwickelt. Was die Hausarbeit oder die Arbeit am Rechner angeht, so helfen mir die festen Zeiten organisierter und strukturierter an die Sache heranzugehen.
Und wenn ich eins als Muko gelernt habe dann, dass Struktur und Konsequenz einen weit bringen können. Sonst hätte ich dieses Alter mit dieser Krankheit gar nicht erreicht.
Routine muß nichts Schlechtes sein. Es ist wie immer eine Frage des Blickwinkels.
Insa
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