Freitag, 13. Juli 2018

Krimi/Roman "Das zweite Herz" -

Seit ein paar Jahren tausche ich mit meinem Zahnarzt Bücher. Vor einigen Wochen habe ich von ihm mal wieder einen ganzen Karton Lesenachschub bekommen. Ein bisschen Ablenkung vom chaotischen Alltag konnte ich gut gebrauchen und zog mir gleich mal einen Krimi raus:

"Das zweite Herz" von Michael Connelly (1999 deutsche Erstveröffntlichung, Heyne)

Zuerst dachte ich nur: "Och nö....das wird doch wohl nicht um Transplantationen gehen, komme ich von dem Thema denn nie weg." Aber dann war ich natürlich doch zu neugierig.

Damit Ihr im Groben wisst worum es geht:
Ex-FBI-Agent Terry McCaleb war ein sehr gefragter Profiler, bevor sein Herz ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die Chancen auf ein Spenderherz waren aufgrund seiner seltenen Blutgruppe gering. Das Buch startet acht Wochen nach seiner erfolgreichen Herztranplantation. Er lebt auf einem Hausboot und versucht sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Nach einem Zeitungsartikel über ihn kommen häufiger Leute zu ihm, die seine Hilfe in ungeklärten Verbrechen wollen, was er bisher aber ablehnt. Nun kommt Graciela Rivers zu ihm an Bord und bittet ihn, den ungeklärten Mord ihrer Schwester zu untersuchen. Nach seiner Ablehnung erzählt Graciela ihm, dass er das Herz ihrer ermordeten Schwester bekommen hat. Nun kann er natürlich nicht anders und die Dinge nehmen ihren Lauf. 

ACHTUNG! Am Ende dieses Beitrages, spoiler ich für alle die das Buch nicht selbst lesen wollen noch ein paar mehr Details und das Ende.

Als ich den Plot gelesen habe, habe ich zugegebenermaßen erst einmal die Augen verdreht, Das hörte sich schon wieder nach enorm viel Klischee an. Fehlt nur noch, dass er wegen der Herztransplantation Visionen vom Mord hat oder ähnliches. Andererseits fand ich gut, das eine junge Frau die Herzspenderin war und der Empfänger eben nicht eine hübsche junge Frau sondern ein manchmal etwas sonderbarer, schon etwas älter Mann. Besonders kritisch habe ich selbstverständlich alle Passagen betreffend seiner Transplantation und Nachsorge gelesen, manchmal hat mich das, glaub ich, ein Stück von der eigentlichen Geschichte abgelenkt oder mich nicht so "rein kommen" lassen. Schon dass er auf einem Hausboot lebt, fand ich fragwürdig, genau wie ein paar andere Sachen. Andererseits ist die Geschichte 20 Jahre alt und wie die Empfehlungen in den USA nach einer Transplantation sind, weiß ich natürlich auch nicht. Sehr gut fand ich, dass wirklich schon fast penetrant oft erwähnt wird, wie er Blutdruck und Temperatur misst und in seine Tabelle einträgt, Ein "gesunder" Leser mag das vielleicht sogar nervig und /oder überflüssig finden, für mich war es eines dieser "genau so isses"-Momente. Auch das er nicht einfach flüchten kann wegen seiner Medikamente war ein toller Lesemoment. Ebenfalls gut getroffen sind die Besuche in der Klinik. 
An einer Stelle lehnt die Ärztin die Weiterbehandlung ab, wenn er sich selbst überhöhten Risiken aussetzt. Das Verhalten der Ärztin liess mich befürchten, dass diese irgendwie mit in die Geschichte verwickelt sein könnte (z.B. sowas wie Organhandel). Aber so viel sei verraten, ein Klischeeende wird es nicht - ob die Ärztin was damit zu tun hat oder nicht. 

Bei den Danksagungen am Ende steht, dass ein Freund des Autors herztransplantiert wurde und damit die Inspiration für diese Geschichte lieferte. Daher auch die vielen hintergründigen Gedanken in Bezug auf ein Leben mit einem fremden (neuen) Organ. Über einige der dort angesprochenen Aspekte habe ich tatsächlich auch noch mal nachgedacht. Würde mein "Verhältnis" zu meiner Lunge sich verändern wenn ich wüsste, dass ein Verbrechen am Tod des Spenders Schuld wäre? Eine Tragödie steckt ja immer hinter der Organsspende (abgesehen von den Lebendspenden). Ein Unfall, irgendetwas Unvorhergesehenes und all die damit Verbunden schrecklichen Gefühle der Spenderfamilie. Würde ich mich mit meiner neuen Lunge anders fühlen, wenn ich wüsste welches Schicksal dahintersteht? Eigentlich ist das schon wieder ein Blogthema für sich.

Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Ein spannender Krimi mit etlichen Wendungen, eine bisschen Liebe (okay, das ist nun doch wieder ganz schön Klischee) und dazu die medizinischen Parts. Wenn Ihr das Buch lesen möchtet, bekommt Ihr es wahrscheinlich nur noch gebraucht.. Beim Recherchieren für diesen Beitrag habe ich gesehen, dass das Buch unter der Regie von Clint Eastwood (mit ihm als McCaleb) unter dem Titel "Blood Work" 2002 verfilmt worden ist. Allerdings mit einigen Änderungen an der Geschichte im Vergleich zum Buch.
Von allen die Lust bekommen haben dieses Buch zu lesen verabschiede ich mich an dieser Stelle! 
Bis nächste Woche
Miriam

SPOILER!!!!!!

Der Mord an seiner Herzspenderin wird als normaler Ladendiebstahl behandelt. Die ermittelnden Beamten sind wenig begeistert von McCalebs Einmischung. Aber aufgrund seiner früheren Kontakte kommt er dem Mörder Stück für Stück näher. Und auch Graciela und er kommen sich näher. Bei seinen Recherchen findet er zwei ähnliche Mordfälle und es stellt sich raus, dass alle Morde "für" ihn stattgefunden haben, um ihm ein Herz zu besorgen. (Was die Frage des "Gefühls für das neue Organ" ja noch mal verschärft). Am Ende kommt raus, dass ein Serienkiller aus seiner Vergangenheit ihm dieses "Geschenk" machte und in einem Katz und Maus Spiel kommt es zum großen Showdown, bei dem McCaleb den Täter umbringt. Dieser hatte vorher noch Graciela und ihren Neffen entführt, aber McCaleb kann sie finden und retten.

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