Freitag, 8. April 2016

Auf der anderen Seite

Seit nun über 30 Jahren bin ich Patientin in "meinem" Krankenhaus (erst in der Kinderklinik, dann bei den Erwachsenen) und kenne das Krankenhausleben, wie es so schön heißt: Aus dem "Effeff". Ich bin schon auf tausende Arten geweckt worden (Licht an - fertig... aber auch ganz zöglerliches, vorsichtiges Armstreicheln), kannte nach einer Woche stationärem Aufenthalt die Putzfrauen und ihre Geschichten, habe das Freitagsessen (immer Fisch) und den Samstagseintopf gehasst und habe mich über die vielen Besuche gefreut.
Als Patient ist man immer mittendrin. Sozusagen die Hauptperson, um die sich alles dreht. Man hat sein Bett als Rückzugsort und (wenn man gut zu Fuß ist) versucht man auch mal raus zu gehen, damit einem die Decke nicht auf den Kopf fällt.
Je nachdem wie es einem so geht, macht man sich Sorgen um sich selbst. Manchmal hat man dieses Urvertrauen, dass schon alles wieder gut werden wird. Man arbeitet bei der Therapie mit so gut man kann und irgendwie gehen die Tage damit rum.

Auch direkt vor und nach meiner Transplantation war ich als Patientin mitten im Geschehen und hatte meine eigene Sicht auf die Dinge. Erst hieß es warten auf die OP, dann ging es in die Vorbereitung und ich wurde schlafen gelegt. Als ich am nächsten Tag wieder aufwachte, war alles schon gelaufen. Und von da an hatte ich genug mit mir und der neuen Situation zu tun.
Was mein Mann, meine Eltern und auch ein paar Freunde in diesen Stunden gedacht und gefühlt haben, war mir nur bedingt klar.

Als Miriam nun über Weihnachten und Silvester im Krankenhaus lag und wir hofften und bangten, befand ich mich auf einmal auf der anderen Seite. Ich stand hilflos am Krankenbett und konnte nichs machen, mußte warten, war nur der Besuch. Dies bedeutete eine komplett neue Situation für mich. Auf einmal wurde mir klar, was meine Eltern und mein Mann in all den Jahren geleistet haben, was es sie für Nerven gekosten haben muss und wie hilflos sie sich manchmal gefühlt haben müssen. Das alles war mir so gar nicht bewußt.
Deshalb möchte ich heute einmal stellvertretend für alle, unseren Angehörigen danken.
Danke für die tatkräftige Unterstützung, wann immer wir Euch brauchen.
Danke für Eure Besuche und dass Ihr manchmal einfach nur bei uns sitzt.
Danke für den Zuspruch, das Mutmachen, die gute Laune, aber auch das gemeinsame Weinen.
Danke dass wir auf Euch zählen können und dass es Euch gibt.
Insa

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