Immer wenn ich erzählt habe, dass ich wieder zur Kur, besser gesagt in die Reha fahre, und dann noch gesagt habe es geht nach De Haan (Belgien) oder meinetwegen auch Amrum, St. Peter Ording oder Norderney, bekam ich zu hören: "Ohhh, Du hast es gut. Schön am Strand....und Massagen....bisschen erholen...geniess die Zeit". Äh....was? Erholen? Massagen? Strand? Hier mal ein Zeitplan aus einer Reha in Belgien:
8:00 - 9:30 Inhalation und Autogene Drainage (eine spezielle Atemtherapie um das Sekret aus der Lunge zu holen)
9:30 - 10:15 / 10:30 Sport
Frühstück, Besprechung mit der Diätassistentin und den Betreuern
11:30 - 12:30 Inhalation und Autogene Drainage
Mittagessen
14:15 - 15:00 oder 15:00 - 15:45 Physiotherapie
16:00 - 17:30 Inhalation und Autogene Drainage
Abendessen
Und so ganz nebenbei natürlich noch Arzttermine, Untersuchungen, Blutentnahmen und andere Extras.
|
Laufband mit Sauerstoff und Beatmungsmaske |
Dazu kommt, dass ich aber generell schon total am Limit war mit Luft und Kraft und für mich das Ganze zwar lebenswichtig, aber mega anstrengend und erschöpfend war. Da ist dann nicht mehr viel Zeit und Luft um noch an den Strand zu gehen oder ähnliches. Trotzdem verwechseln das immer noch viele "Gesunde" mit bezahltem Urlaub von der Krankenkasse (schön wäre es und manchmal wahrscheinlich auch ganz hilfreich). Gerne fällt dabei dann noch der Satz: "Dafür bist Du aber am Meer." Ja, das stimmt, aber an dieser Stelle möchte hier mal einen American Football Spieler der Braunschweig LIONS (Heute New Yorker Lions) zitieren, der sich immer ähnliches anhören musste, wenn es ins Trainingslager z.B. nach Italien ging: "Ich sage ja auch nicht zu jemandem der auf eine Beerdigung geht: "Aber der Friedhof, landschaftlich schön gelegen"."
Besuch ja oder nein?
Hin und wieder kommen dann Freunde und Familie auch noch auf die Idee zu Besuch zu kommen. Das ist je nach Gefühls- und Gesundheitszustand auch wirklich toll (und mehr als erwünscht), aber manchmal ist es auch einfach zu viel. Die wenigen freien Stunden habe ich eigentlich zum erholen gebraucht, aber wie sagt man das ohne denjenigen zu verletzten? Ich fand mich dann auch manchmal zerrissen, ich war nicht wirklich bei der Gruppe, ich war aber auch nicht wirklich bei meinem Besuch und auch wenn mein Besuch erwachsen, verständnisvoll und selbstständig war, hatte ich das Gefühl was bieten zu müssen, wenn sie doch extra für mich so weit fahren.
|
doch mal Strand ;-) |
So, das Ganze hört sich jetzt nur schlimm an, das ist es natürlich nicht. Ich habe auch unglaublich schöne Zeiten in Rehas erlebt und viele tolle Erinnerungen daran. Gerade wenn ich es dann doch mal ans Meer geschafft habe, oder die Gruppe mich mit schieben, zerren und drücken doch irgendwie auf die Düne gebracht hat und ich mich nach 5 min. Erstickungsanfällen unter einem tollen Sternenhimmel mit Meeresrauschen wiederfand, wenn ich mit der Gruppe am Wochenende etwas unternehmen konnte und so weiter, dann waren das ganz ganz tolle Momente, die mir viel Kraft gegeben haben. Neben einem tollen Reha-Team ist die Gruppe mit der man dort ist ein wirklich entscheidender Punkt.
Von daher vermisse ich meine regelmäßige Reha Zeit "am Meer" schon ein bisschen :-)
Allen, die gerade in der Reha sind: toi toi toi, viel Erfolg und trotz allem was ich geschrieben habe viel Spaß.
Miriam
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen