Freitag, 14. Oktober 2016

Wenn das Schicksal verbindet

... oder: Mit der Kastanie per Du.


Wer mit Mukoviszidose zu tun hat, der lernt früher oder später das Bakterium Pseudomonas kennen. In den meisten Fällen ist es die Untergattung Pseudomonas aeruginosa und ich möchte es mal so formulieren: eine richtige Freundschaft wird es zwischen uns nie.
Der Scheißkerl Der Pseudomonas nistet sich leider irgendwann in der Lunge ein, weil Mukos einen ganz wunderbaren Nährboden (durch den zähen Schleim) in ihrem Atemorgan haben. Am Anfang wird man das Bakterium durch Antibiotika oftmals wieder los, aber mit der Zeit setzt es sich fest und ist dann Untermieter auf Lebenszeit - ohne vorher freundlicherweise mal gefragt zu haben...
Der Pseudomonas ist oft mit Schuld daran, dass die Lunge mehr verschleimt, ich die Lungenfunktion verschlechtert und das Atmen immer schwieriger wird.

Vor kurzem machte mich eine gute Freundin (Danke Petra) auf einen Artikel aufmerksam, in dem stand, dass es in Deutschland (aber auch in den Niederlanden, Belgien und England) ein Kastaniensterben gibt. Das Erstaunliche oder eher Erschreckende an dieser Nachricht ist aber die Ursache für dieses Absterben: Pseudomonas! In diesem Fall der Pseudomonas syringae pv. aesculi.

Pseudomonas macht nicht nur Mukos Probleme


Mein erster Gedanke: ER ist überall!
Und dann gingen mir diverse Fragen durch den Kopf:
- Darf ich jetzt noch unter einer Kastanie stehen oder nah daran vorbei gehen?
- Oder muß ich vielleicht extra Abstand halten, um den Kastanienbaum nicht noch mehr zu gefährden?
- Können Kastanien husten?

Laut Internet sind die Anzeichen, dass ein Kastanienbaum von Pseudomonas befallen ist u.a. ein bräunlicher bis schwarzer Ausfluss aus der Rinde. (Mukos werden vielleicht jetzt eine bestimmt Assoziation haben, die ich nicht weiter kommentiere.) Dabei sterben größere Kronen- und Rindenteile ab und dann stirbt der ganze Baum.
Dieses Schicksal verbindet uns und ich sehe die Kastanien in meiner Nachbarschaft nun mit ganz anderen Augen. Ich würde so gerne helfen und sogar meine Antibiotika zur Verfügung stellen, aber das scheint keine Option zu sein....
(Bei uns Mukos gibt es immerhin die Möglichkeit der Lungentransplantation - aber was sollte bei einem befallenen Baum transplantiert werden?)
In einem anderen Artikel zu diesem Thema fand ich den Hinweis zu Hygienemaßnahmen! So soll die"Desinfektionen der Schnittwerkzeuge bei Schnittmaßnahmen" der Verschleppung von Erregern vorbeugen.
Das alles kommt einem ja schon irgendwie bekannt vor...

In Nordrhein Westfalen versucht man nun einen Hybrid zu finden, der gegen das Bakterium immun ist und so die Kastienpopulation retten soll. Ich hoffe, es gelingt, denn was wäre die Welt ohne Kastanien - vor allem ohne Kastanienmännchen im Herbst?
Insa

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