Freitag, 19. Mai 2017

Bombenräumung in Hannover

Manchmal muss man Sonntags früh los - quasi wenn alle anderen noch schlafen. Ich mag das ganz gerne, weil die Stadt dann so still ist und man fast keine Menschenseele trifft.
Vor kurzem war aber alles ganz anders. Da herrschte morgens um 9 Uhr am Sonntag Hochbetrieb. So viel ist normalerweise nicht mal zur Rushhour los.
Der Grund war die größte Evakuierung der Stadt wegen einer Bombenräumung. 50.000 Menschen mussten um 9 Uhr ihre Häuser und Wohnungen verlassen... darunter auch wir. Holla. Die Straßen waren voll! So viele Menschenmengen zu Fuß, per Rad, an der Bushaltestelle und in den Autos... falls jemals die Apokalypse ausbricht bleiben wir zu Hause!

In den Wochen zuvor hieß es, dass es 14 Verdachtspunkte für Blindgänger gibt. Glücklicherweise waren es am Ende nur noch drei - der Rest war wohl Metallschrott oder so (der Unterschied ist in Luftaufnahmen scheinbar schwer zu erkennen).
Als die meisten Nachbarn weg waren, sah es bei uns im Viertel richtig leer aus. 
So viele Parkplätze gibt es sonst nie!

Wir mussten also früh morgens raus aus der Wohnung und wussten nicht wann wir wieder zurück kehren können. Das ist ein komisches Gefühl. Vor allem wenn dabei auch Angst mitschwingt, dass bei der Entschärfung etwas schief laufen könnte.
Meine Eltern waren an diesem Wochenende selbst unterwegs und konnten uns kein Asyl geben. Dementsprechend haben wir uns Arbeit gesucht.... ich war ehrenamtlich für die Welfare Laufserie unterwegs, mein Mann fuhr ins Büro. Für den Abend hatten wir uns bei meinem Schwager eingeladen, da er glücklicherweise in einem anderen Stadtteil wohnt und nicht von der Evakuierung betroffen war.
Das war der Plan für 50.000 Menschen.

Die große Frage für mich war: Was nehme ich mit?
Mein Mann fand das ein wenig überzogen, aber ich habe alle Medikamente eingepackt. Am liebsten hätte ich noch viel mehr mitgenommen, wie manche Schmucksachen, die ich geerbt habe. Wenn der ganze Stadtteil leer ist, gibt es schon bedenken, dass irgendwelche Diebe sich reinschleichen und die Wohnung leerräumen könnten.

Mich beschäftigte aber noch eine ganz andere Frage. Was wäre gewesen, wenn ich noch auf der Warteliste für die Transplantation gestanden hätte? Damals brauchte ich rund um die Uhr Sauerstoff. Mein mobiler Sauerstoffbehälter hielt nur für sechs, vielleicht sieben Stunden. Das hätte niemals für den ganzen Tag gereicht. Und auch meine diversen Inhalationen und die Autogene Drainage hätte ich irgendwo in Ruhe machen müssen. In so einer Situation hätte ich mich wahrscheinlich in einem Krankenhaus einquartieren müssen. In der Nähe eines Sauerstoff-Nachfülltanks - was anderes wäre nicht denkbar gewesen. Das wäre in eine große Aktion ausgeartet! Wie einfach und problemlos das Ganze nun war, war schon schön.

Die drei Fliegerbomben konnten übrigens recht schnell entschärft werden und am Abend durften alle wieder zurück in ihre Häuser. Und es war auch alles noch an seinem Platz. :-)
Insa

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