Freitag, 12. Mai 2017

Warten

Ein großer Teil eines Muko-Lebens besteht aus Warten.

Ganz oben auf der "Warteliste" natürlich das Warten bei Ärzten. Auf wieviel hundert Arztbesuche ich wohl gekommen wäre, hätte ich sie gezählt? Und auf wieviel Stunden Wartezeit? Allein die Bücher die ich in all diesen Stunden gelesen habe füllen Regale.

Die Warterei bei einem Ambulanztermin kommt fast einem Arbeitstag gleich - zumindest wenn noch eine Bronchoskopie nötig ist.
Das Warten auf Untersuchungstermine, die Untersuchung selbst und dann natürlich auf die Untersuchungsergebnisse - mit mal mehr, mal weniger Angst.

Warten auf ein Klinikbett und all die Warterei im Krankenhaus: auf Visiten, wieder Untersuchungen und Ergebnisse, Infusionen und im besten Fall auf Besuch.

Warten auf die erhoffte Wirkung (oder nicht erhoffte Nebenwirkung) eines neuen Medikaments.
Bei manchen Ärzten kann ich draßen warten - das ist sehr viel netter als im Wartezimmer.

Aber auch das Warten auf Apothekenlieferungen oder auf den Sauerstofftankwagen - oder darauf, dass der blöde vereiste transportable Sauerstofftank endlich wieder funktionert.

Elendiges Warten auf die Genehmigung von Hilfsmitteln, Rehas, etc.

Irgendwann kommt bei den meisten Mukos dann die Königsdiziplin des Wartens: Warten auf eine Spenderlunge! Was das im Alltag bedeutet ist gar nicht in zwei Sätzen zu beschreiben. Und wenn der wichtigste Anruf im Leben kommt, ist das Warten noch nicht vorbei. Dann beginnen bis zu acht Stunden Wartezeit, ob das gemeldete Organ auch wirklich gut ist und die OP starten kann.

Sollte man selbst mal ausnahmsweise auf nichts warten, wartet und bangt man mit einem Muko-Freund. Zuletzt, als meine langjährigste Muko-Freundin transplantiert wurde, habe ich ausgerechnet kurz nach der Nachricht, dass die OP beginnt, mein Handy zu Hause liegen lassen. Auch wenn die nächsten 6-12 Stunden nicht mit einer Nachricht zu rechnen war, habe ich mich gefühlt wie ein 14jähriger Teenager, der eine halbe Stunde nicht auf Instagram zugreifen kann.

Schön ist aber auch, wenn das Warten vorbei ist. Wenn das erlösende Untersuchungsergebniss da ist, wenn die Freundin ihre Transplantation gut überstanden hat oder man bei einem Ambulanztermin nicht mehr auf eine Bronchoskopie warten muss.
Oder aber, wenn man wie Insa bei einem Wochenendausflug das Handy zu Hause vergisst und nicht mehr sofort in Panik gerät, weil die neue Lunge schon da ist und man nicht mehr permanent erreichbar sein muß.

Miriam



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