Freitag, 5. Mai 2017

Ich singe gern

Ich bin jemand, der fast immer Musik um sich hat. Wenn ich in der Wohnung bin, dann läuft so gut wie immer das Radio. Und wenn kein Radio spielt, dann singe oder summe ich selbst. Ich glaube, falls irgendwann man irgendein Gehmeindienst auf die wahnwitzige Idee kommt, mich Zuhause abzuhören, dann werde ich damit die Agenten in den Wahnsinn treiben...

Vielleicht ist diese musikalische Ader genetisch bedingt? Meine Eltern singen sehr gerne und auch meine Oma hat immer gern gesungen. Ich glaube von ihr habe ich die Besonderheit geerbt, auch im schönsten und wärmsten Hochsommer Weihnachtslieder zu trällern. Wenn ich das jetzt mache und es mir irgendwann auffällt, dann denke ich immer an sie. Wahrscheinlich sitzt sie irgendwo auf einer Wolke und singt mit mir mit!
Als mein Mann damals das erste Mal zu Besuch  bei meinen Eltern war, sagte er igendwann zu mir: "Jetzt weiß ich woher Du das hast!". Ich wußte nicht wirklich was er meinte, bis ich meine Mutter im Flur singen hörte...

Ich habe diese "Gabe" schon seit ich ein Kind bin. Meine Eltern erzählen gern eine Geschichte als ich drei Jahre alt war. Wir waren in Hamburg. Bei mir wurde der Schweißtest gemacht, um zu sehen, ob ich Mukoviszidose habe. Die Wartezeit überbrückten wir mit einem Spaziergang durch den Krankenhausgarten. Plötzlich und ohne Vorwarnung fing ich an das Lied "Theo, wir fahr'n Lodz" zu singen. Das hat meine Eltern damals sehr irritiert - allerdings auch die leicht bedrückte Stimmung aufgelockert.

Meinen ersten und wohl auch letzten halböffentlichen Auftritt hatte ich auf meiner Hochzeit. Ich wollte meinem Mann gerne ein Überraschungsständchen singen. Es gab die unplugged Version von "Have I told you lately..." mit Gitarrenbegleitung. Meine Stimme war wegen der Aufregung sehr zittrig... und ich mit meiner Darbietung nicht so ganz zufrieden... aber meinem Mann hat's sehr gefallen und das war die Hauptsache.
Mein Ständchen auf unserer Hochzeit 2001... lang, lang ist's her...

Wenn ich Zuhause so für mich singe bin ich zugegebenermaßen bei meiner Musikauswahl nicht wählerisch. Ich summe die aktuellen Charts ebenso wie Schlager, Volkslieder und auch Werbejingles. Ein alltime-Klassiker ist: "Vollgepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen. Hinein ins Weekend-Feeling..." (Kennt Ihr den Film "Demolition Men" mit Sandra Bullock und Sylvester Stallone? Dann wisst Ihr was ich meine!)
Inzwischen ist mein Mann schon vollständig assimiliert und steigt sofort ein, wenn ich lossinge. Bei bestimmten Namen (z.B. wenn Fußballspieler erwähnt werden) gibt es bei uns beiden musikalische Assoziationen. Sobald der Name Toni erwähnt wird, gibt es von meinem Mann und mir das passende Lied der "West Side Story".
 
Was ich auch gut kann ist Texte umwandeln. Wenn ich z.B. meine Medikamente stelle, dann singe ich beim Auspacken des Mittels "Bicanorm" immer: "Bicanorm, Bicanorm, tut dem Hals gut, Bicanorm" - der leicht verfremdetet Text vom Hustenmittel-Radiowerbungssong "Ipalat".
:-)

Schlimm ist es allerdings,  wenn ich morgens aufwache und schon einen Ohrwurm im Kopf habe, den ich den ganzen Tag nicht wegbekomme. Manchmal sind diese Ohrwürmer tatsächlich von Liedern, die ich eigentlich so gar nicht mag...
Keine Ahnung was mein Körper mir damit sagen will.

Seit der Lungentransplantation habe ich auch viel mehr Luft zum Singen. Das war schon toll, als ich das erste Mal Zuhause, ca. 6 Wochen nach der Transplantation, einen Liedtext neben dem Radio mitsang und selbst ganz verblüfft war, dass ich zwischendurch in der Strophe gar nicht Luft holen muß!

Heute sage ich mal Tschüß mit den Worten von Cro: "Bye bye, bye bye, meine Liebe des Lebens..."
Insa

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