Freitag, 16. Februar 2018

Aufklärung Organspende

In dieser Woche hat die Niederlande (nach langer Debatte - aber das ist bei so einem Thema auch angebracht) ihr Gesetz zur Organspende geändert. Ab 2020 ist jeder volljährige Bürger automatisch ein Organspender. Wer dies nicht möchte, muß vorher aktiv widersprechen.
Diese Widerspruchsregelung gibt es schon in anderen Ländern wie z.B. Österreich und Spanien. In Deutschland  haben wir dageben die Zustimmungslösung. Die Menschen hier müssen zu Lebzeiten einer potentiellen Organspende (z.B. durch Ausfüllen eines Organspendeausweises) zustimmen. Da sich vielen Leute nicht so gerne mit diesem Thema auseinander setzen bzw. das Thema Tod vermeiden, haben wir in Deutschland sehr schlechte Organspendezahlen.

Was hilft? Aufklärung natürlich.
Deswegen habe ich auch nicht gezögert, als ich eine Anfrage von der Studentengruppe "Aufklärung Organspende" der Medizinischen Hochschule Hannover hatte. Diese Gruppe organisierte für Januar und Februar diesen Jahres fünf verschiedene Vorträge zum Thema Organspende. Ziel der Veranstanstaltungreihe war neutral, unabhängig und sachgerecht über den Themenkomplex Organspende aufzuklären. Dazu gab es u.a. einen Vortrag über den Hirntod und seine Feststellung oder einen Einblick in die Arbeit und die Abläufe im Eurotransplant-Vermittlugsbüro der MHH.

Bei der letzten Veranstaltung war ich mit dabei - es ging um den Themenschwerpunkt "Erfahrungen von Angehörigen eines Organspenders, Transplantierten und Wartenden". Dazu hatte ich einige Fotos aus meinem alten und dem neuen Leben und auch ein paar Fotos aus den ersten Tagen nach der Transplantation dabei. Ich hoffe, dass ich gut deutlich machen konnte, wie schlecht es mir in den Jahren vor der Transplantation ging und wie sehr sich mein Leben jetzt durch die Organspende zum Positven verändert hat.
(Vor kurzem habe ich hier ja über Wasserfälle geschrieben - und ich war wirklich sehr, sehr froh, dass ich diese Präsentation ganz ohne zittige Stimme und Heuleinlagen über die Bühen gebracht habe... Geht doch.)

Sehr beeindruckt hat mich an diesem Abend der Auftritt eines Ehepaares. Vor ein paar Jahren erlitt ihr Sohn einen allergischen Schock. In den Tagen danach wurde leider klar, dass keine Genesung eintreten und er nicht mehr aufwachen wird. Die Familie hat sich in dieser Situation für eine Organspende entschieden. Diese Geschichte hat mich sehr berührt.
Ca. fünf Jahre nach der Organspende bekamen sie von der Empfängerfamilie des herztransplantierten Mädchens einen Dankesbrief. (In Deutschland ist der direkte Kontakt zwischen Spenderfamilie und Empfänger gesetzlich nicht erlaubt. Der Briefkontakt läuft über die DSO und alle Daten werden dabei anonymisiert. Die Spenderfamilie bekommt aber, wenn sie es möchte, jedes Jahr die Informationen wie es den Organempfängern geht. Sie erfahren dabei auch ob es sich dabei um junge oder alte Menschen, Männer oder Frauen handelt.) Diesen Dankesbrief trägt die Mutter immer bei sich und es ist ihr größter Schatz.
Meinen Dankesbrief habe ich vor ein paar Monaten geschrieben. Es ist schön zu wissen, dass man mit diesem Zeichen der Dankbarkeit der Spenderfamilie tatsächlich Trost spenden bzw. eine Hilfe geben kann.

Inzwischen ist es in Deutschland aus Datenschutzgründen nicht mehr gestattet einen Dankesbrief für die Familie zu schreiben. Das fanden alle Beteiligten in der folgenden Diskussionsrunde sehr traurig. Es soll stattdessen eine Webseite und/oder ein Buch mit allen gesammelten Dankesbriefen (pro Jahr) von Organempfängern geben.
Manchmal ist der Datenschutz schon ein Hindernis...
Insa


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