Freitag, 22. März 2019

"Meine Hobbys sind essen und ATMEN"

Vor kurzem war ich bei "Disney in concert". Ein wahnsinnig genialer Abend. Die Sänger*innen, das Orchester, dazu die Videoeinspielungen - einfach super. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.


Moderiert wurde das Ganze von Jan Köppen, der wie schon im letzten Jahr sehr symphatisch und kurzweilig durch das Programm führte. In seiner Anfangsmoderation stellte er sich unter anderem mit den Worten vor: "Meine Hobbys sind essen und atmen." In dem Moment dachte ich sofort: Ja, atmen zu können ist wirklich wunderbar. Und ich bin mir fast sicher (ich kenne ihn ja nicht), dass ihm gar nicht bewusst war, was er da sagt. Das meine ich gar nicht böse oder abwertend oder sonst irgendwie negativ. Atmen ist - zum Glück - für die meisten Menschen ein völlig unbewusster Vorgang, über den sich niemand großartig Gedanken macht. Aber für Menschen mit Mukoviszidose oder anderen Lungenerkrankungen ist "einfach atmen" etwas Besonderes, beziehungsweise etwas, was viel bewusster statt findet, über das viel geredet wird, was täglich eine Rolle spielt.



Des öfteren habe ich in letzter Zeit Bilder oder auch Karten mit dem Spruch "Ich atme, produktiver wird es heute nicht mehr." gelesen. Auch da erinnere ich mich an viele Tage vor der Lungentransplantation, da war atmen tatsächlich so schwere Arbeit, dass das den Tag eingenommen hat und ich froh war, wenn ich diesen Tag geschafft hatte. Da war kein Platz, keine Energie mehr für irgendetwas anderes "produktives".


Atmen vor und nach einer Lungentransplantation


Nach der Transplantation war tatsächlich eines der schwierigsten Dinge für mich, die Kontrolle über das Atmen wieder meinem Körper anzuvertrauen. Jahrelang habe ich extrem kontrolliert und bewusst geatmet. Lippenbremse, Sauerstoff hoch/runter, versuchen ruhig zu bleiben bei Atemnot, durch spezielle Atemtherapien (wie Autogene Drainage) den zähen Schleim aus der Lunge atmen, systematisch alle Ecke der Lunge belüften und und und. Jetzt dem Körper zu vertrauen, dass er weiß wie schnell (langsam) er atmen muss, das war schwer für mich. Bisher macht mein Körper das aber sehr gut und ich greife nur noch selten bewusst ein :-)

Gute Luft!
Miriam

P.S.: Jan Köppen engagiert sich schon länger bei "Junge Helden", eine ganz tolle Organisation, die sich um Aufklärung beim Thema Organspende bemüht, daher weiß er wahrscheinlich doch was "atmen" bedeutet ;-)



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