Sonntag, 9. Februar 2020

Mundschutz tragen während einer Epidemie

Da das Immunsystem nach einer Lungentrransplantation gehemmt werden muss, um das neue Organ nicht abzustoßen, bin ich anfälliger für Erkältungen, die Grippe und vieles mehr. Daher gehört das tragen eines Mundschutzes zu meinem neuen Leben dazu. Wobei er auch vorher immer häufiger in meinem Gesicht war, vor allem bei Klinikterminen. Um mich zu schützen, aber auch um zu verhindern, dass ich meine alten Keime verteile. Die Empfehlungen wie lange und wo überall der Mundschutz zu tragen ist, unterscheidet sich nach Ambulanz, nach Medikamtendosis und einigen anderen Faktoren. Auf jeden Fall in Arztpraxen und Krankenhäusern. Auch das eigene Gefühl spielt eine Rolle, oder eben auch Erfahrungen, die die oder der Einzelne schon gemacht hat.
Foto: Portrait mit Mundschutz und Schild "nicht ansteckend"

Achtung Überfall

Darum soll es hier aber heute gar nicht gehen, sondern darum, wie das Umfeld reagiert. Jetzt, während dieser Corona-Virus-Zeit ändern sich die Reaktionen deutlich. Ich habe das schon einmal durch, während des Ebola-Ausbruchs 2014. Da war ich noch recht frisch transplantiert und hatte "viel Spaß" mit meinem Mundschutz in der Öffentlichkeit. Selbst in normalen Zeiten verbinden die meisten Menschen mit einem Mundschutz immer noch: "Oh nein, die hat was Ansteckendes." Auf die Idee, dass ich mich vor ihnen schützen muss, kommen die wenigsten. Und wenn dann wirklich mal eine Mutter ihrem Kind erklärt, dass ich es bin, die aufpassen muss, dann möchte ich diese am liebsten feiern. Dazu kommen die ganz "Lustigen". Der Klassiker ist wohl: "Oh nein, Überfall." Finden einige tatsächlich auch nach sechs Jahren noch witzig - selbst Physiotherapeuten oder Ärzte. "Wir sind doch nicht in Asien." - wird auch immer wieder gern genommen. Neulich habe ich mir tatsächlich Fastfood gegönnt und der Typ hinter der Theke sprang gespielt geschockt zurück und rief irgendetwas mit "Vermummungsverbot". Dazu muss ich sagen, dass hinter mir niemand war und sich ein nettes Gespräch daraus entwickelt hat. In den seltensten Fällen sind Kommentare böse gemeint. Meistens hat es etwas mit Unsicherheit zu tun, manche denken auch sie sind lustig und lockern damit die Situation auf... Aber es kommt halt immer auf den Ton, die Situation an und ehrlich gesagt auch darauf, was ich für einen Tag habe (was der andere natürlich nicht wissen kann). Wenn ich an dem Tag schon fünf mal "Überfall" gehört oder schon sehr unangenehme Situationen erlebt habe, dann ist es hin und wieder schon sehr nervig und manche Dinge treffen mich dann mehr, als sie sollten. 

Ebola, Corona und Co


Während solcher Epidemie-Phasen wie jetzt kommen wieder ganz andere Reaktionen. Zum einen empfinde ich viel mehr skeptische oder auch ängstliche Blicke - kann aber auch sein, dass ich zur Zeit mehr darauf achte als sonst. Die anderen zwei Standardkommentare sind: "Na ja, man kann sich auch anstellen." und "Sie kommen wohl gerade aus xy." Auch da macht der Ton die Musik und manche sind einfach so doof, da will ich gar nichts mehr erklären sondern husten und sagen, dass sie sich lieber von mir fernhalten sollen. Gesten im Fahrstuhl war so eine beklemmende Stimmung, dass ich mich gezwungen fühlte zu sagen  - ganz freundlich - , dass ich transplantiert bin und sich niemand Sorgen machen muss. Es wurde erleichtert durchgeatmet und sofort erklärt, dass doch niemand Angst gehabt hätte und das alles wäre doch völlig normal. Ob ich etwas sage oder nicht, ich komme mir irgendwie blöd vor.

Nicht ansteckend!

Ich brauche vielleicht doch mal ein T-Shirt oder Schild mit der Aufschrift "nicht ansteckend". :-) Am besten gleich einen Mundschutz mit diesem Aufdruck. Eigentlich eh schade, dass man keine eigenen Mundschutzmasken gestalten kann, so wie eben T-Shirt, Tassen und Co. Das wäre noch mal was.

Noch etwas ganz anderes zum Thema Mundschutz: Kleine Kinder haben jetzt viel öfter Angst vor mir als zu Sauerstoffzeiten. Manche verstecken sich hinter den Eltern, einige fangen sogar an zu weinen. Habt Ihr anderen Mundschutzträger das auch schon erlebt? Nachdem mir das einige Male passiert war, habe ich überlegt woran das liegen könnte. Ich schätze mal das es daran liegt, dass je jünger das Kind ist, desto mehr nimmt es noch über Mimik war und mit dem Mundschutz entfallen sehr viele wichtige mimische Informationen. Ich muss auch viel öfter beim einkaufen wiederholen was ich möchte (z.B. beim Bäcker). Daran merkt man, dass hören auch oft automatisch mit sehen (Lippenlesen) verknüpft ist, vor allem bei lauten Umgebungsgeräuschen. 

Ausverkauft

Wirklich gut das ich einen großen Vorrat an Mundschutzmasken habe, denn diese sollen inzwischen knapp sein. Was ich viel schlimmer finde ist, dass es wieder Leute gibt, die mit der Angst der Menschen Geld scheffeln wollen und Masken jetzt zum Teil das 3-fache und mehr kosten. Traurig. Mal ganz abgesehen davon das jetzt nicht plötzlich alle gesunden Menschen einen Mundschutz tragen müssen / sollen. 

Hände waschen nicht vergessen!
Miriam

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen