Freitag, 8. Mai 2020

Einkaufen mit Mundschutz - ein Vergleich

Seit nun über sechs Jahren trage ich beim Einkaufen immer einen Mundschutz (eine sogenannte OP-Maske). Dies tue ich zum einen in der Hoffnung auf ein wenig Schutz vor Bakterien und Viren (und um eventuell eine mögliche Virenlast zu drücken) und (das ist der hauptsächliche Grund) damit ich mir mit der Hand nicht ins Gesicht fasse (um auf diesem Weg Viren oder Bakterien an die Nase oder in die Augen zu bringen).

In den letzten sechs Monaten hat sich bezüglich des Mundschutz-Tragens bzw. der Reaktionen der Umwelt sehr, sehr viel verändert. Hier ein Vergleich.

I. Einkaufen Dezember 2019


Wenn ich mit meinem Mundschutz einen Supermarkt betrete, werde ich machmal schräg oder verstohlen angeguckt. Ab und zu zeigen Kinder auf mich oder sie fragen ihre Mütter oder Väter, warum ich sowas im Gesicht habe. Wenn ich einen Mundschutz z.B. im Bus trage, dann setzt sich so gut wie nie jemand neben mich... die Leute halten Abstand, weil sie denken, dass ich eine ansteckende Krankheit habe. Dies ist der Normalzustand... man gewöhnt sich dran.

II. Einkaufen Februar 2020


In China nimmt zu dieser Zeit die Corona-Pandemie an Fahrt auf und auch in Deutschland kommen die ersten (Krankheits-) Berichte von dieser Virusinfektion an. Es wird aber eher als asiatisches Problem gesehen, was uns hier in Deutschland nicht betrifft. Wenn ich nun mit Mundschutz einkaufen gehe, werde ich als Hypochonder abgetan oder doch als Corona-Infizierter angesehen, die nicht in die Öffentlichkeit gehen sollte. Es gibt jetzt viele blöde, freche und überflüssige Kommentare im Supermarkt. Miriam hat damals sehr schlechte Erfahrungen beim Einkaufen gemacht und wurde sogar extra angehustet!!! Hat man noch Worte?
Wir Mundschutzträger*innen wurden (täglich) überall in Deutschland mit dummen Sprüchen belästigt. Das war wirklich beängstigend. So etwas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt und auch nicht für möglich gehalten.

III. Einkaufen April 2020


Corona gehört nun zu unserem Leben dazu. In Deutschland besteht (nach langem hin und her) eine Maskenpflicht beim Einkaufen und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf einmal bin ich beim Einkaufen mit Mundschutz nicht mehr die Auffällige/Außenseiterin, sondern eine von vielen. Wahnsinn! Als ich nun nach langer Pause mal wieder durch den Supermarkt lief, war es für mich so entspannt wie noch nie in den letzten sechs Jahren. Und gefühlt war es auch noch nie so sicher wie jetzt. Einkaufswagengriffe werden regelmäßig desinfiziert, jeder trägt eine Maske, alle halten Abstand - alle sind gleich. Nach meinem ersten Einkaufserlebnis seit ca. acht Wochen war ich ganz glücklich. (Hoffen wir mal, dass alle in der nächsten Zeit weiter so diszipliniert einkaufen.)
Auch dass in den Fußgänerzonen immer mehr Leute mit Mundschutz zu sehen sind, ist für mich durchaus noch etwas ungewohnt. Wenn ich vor einem halben Jahr jemanden mit Maske sah, dann war ich manchmal kurz davor diesen Leidensgenossen anzusprechen (transplantiert? Krebs? hübscher Mundschutz!) - was ich aber nie gemacht habe. Jetzt gibt es so viele von "uns" - und ich falle nicht weiter auf.

Leben mit Mundschutz


An dieser Stelle nochmal ein kurzer Hinweis an alle "Neulinge" in der Mundschutzszene. Wir verlangen seit Jahrzehnten, dass Krankenschwestern oder Ärzte (auch mal stundenlang) einen Mundschutz tragen. Als ich in der transplantationsvorbereitenden Reha war, damals mit einer Lungenfunktion von gerade noch 30%, musste ich mit Mundschutz Ergometertraining machen. Von allen mit schwachem Immunsystem (Transplantiert, Krebs, HIV etc.) wird von ärztlicher Seite verlangt, dass wir eine Maske tragen. Also bitte stellt Euch nicht so an, wenn Ihr das Teil gerade mal 15 Minuten bei Einkaufen aufziehen müsst!
Seit fünf Jahren tanze ich einmal die Woche mit Mundschutz und bin dabei noch nicht tot umgefallen wegen CO2-Vergiftung oder so. (Jetzt gibt es natürlich keinen Tanzkurs mehr... aber das ist eine andere Geschichte...)

Der Mund-Nasen-Schutz wird in den nächsten zwei Jahren zu unser aller Alltag dazugehören. Gewöhnen wir uns schnell daran. Es tut nicht weh - und es ist das kleinste Übel von allem.
Insa


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