Freitag, 25. Januar 2019

Pseudomonas für den Winter

Das Bakterium Pseudomoas ist ein großes Thema bei Mukoviszidose. Besonders die Art Pseudomonas aeruginosa führt zu Problemen, weil es sich irgendwann in der Muko-Lunge einnistet, Kolonien und Schutzhüllen bildet und somit kaum noch angreifbar durch Antibiotika ist.
Eigentlich ist dieses Bakterium ein weitverbreiteter Boden- und Wasserkeim, der in feuchten Milieus vorkommt (d. h. es lebt gerne in Abflüssen von Waschbecken und Toiletten) - die Muko-Lunge bietet ihm durch den vermehrten Schleim aber auch eine Wohlfühloase. Hat der Pseudomonas aeruginosa eine Muko-Lunge besiedelt, führt dies früher oder später zu einer Verschlechterung der Lungenfunktion.

2016 habe ich hier bei Mukomania darüber geschrieben, dass auch Pflanzen von Pseudomonas befallen werden können. Kastanien leiden unter einem Befall von Pseudomonas syringae pv. aesculi.

Foto: Nadine Narounigg

 

Pseudomonas macht Schnee


Nun wurde ich auf eine andere Pseudomonas-Thematik aufmerksam: es geht um Schnee.
Damit Wasser aus einer Schneekanone auch bei Plusgraden schnell zu Schneekristallen gefriert, werden manchmal sogenannte Kristallisationskeime zugesetzt. Bei manchen Schneekanonen mischt man deshalb Pseudomonas syringae (bzw. deren Bakterienproteine) in das Wasser der Beschneiungsanlage! Denn dieser Pseudomonas löst schon bei minus zwei Grad Celsius die Eisbildung in Wassertropfen aus.
Auf sowas muß man erstmal kommen!

So funktioniert das Ganze:
"Die Mikroben gehören zu den eisbildenden Organismen und sind so leicht, dass sie von der Luftströmung bis in große Höhen getragen werden können. In der Atmosphäre wirken sie dann als Kristallisationskeime, indem sie für unterkühltes Wasser sorgen und so die Bildung von Schneeflocken auslösen. ... Ein Unternehmen züchtet die Eis bildenden Bakterien in großen Fermentern. „Die Proteine werden abgetrennt und unter Verwendung spezieller Filter zu einer Suspension verarbeitet, die anschließend gefriergetrocknet wird“, beschreibt das Unternehmen den Herstellungsprozess auf seiner Webseite."

Wenn ich das im Internet richtig recherchiert habe werden dabei nur abgetötete Pseudomonaden verwendet. Tatsächlich ist in Deutschland und Österreich diese Methode verboten - in der Schweiz ist sie allerdings erlaubt.

Umweltschützer sehen diese Art von Schneekanonen durchaus kritisch, auch wegen der Probleme von Kastanienbäumen mit dieser Pseudomonasart. Es gibt dazu keine Studien und niemand kennt die Langzeitverträglichkeit. Und irgendwann taut der Schnee ja auch... 

Ob Muko-Skifahrer in der Schweiz deswegen vorsichtig sein sollten, kann ich hier nicht beantworten. Das sollten Mukos sicherheitshalber mit ihrem Arzt besprechen.

Ich finde es zum einen spannend - aber auch erschreckend, wo man überall auf Pseudomonas trifft.
Warten wir mal ab, ob wir 2019 noch einen richtigen echten Schneewinter (ganz ohne Schneekanonenhilfe) bekommen,
Insa


dem Wasser in der Beschneiungsanlage beigemengt – Quelle: https://www.svz.de/12395006 ©2019
dem Wasser in der Beschneiungsanlage beigemengt – Quelle: https://www.svz.de/12395006 ©2019
dem Wasser in der Beschneiungsanlage beigemengt – Quelle: https://www.svz.de/12395006 ©2019
dem Wasser in der Beschneiungsanlage beigemengt – Quelle: https://www.svz.de/12395006 ©2019
Quelle: https://www.svz.de/12395006 ©2019


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