Nun zum eigentlichen Thema unseres heutigen Beitrags: Progredienzangst
Ansgt bei chronischen Erkrankungen
Dipl. Psych. Frank Bauer (er arbeitet bei der Evangelischen Stiftung Neuerkerode mit geistig und/oder körperlich behinderter Menschen zusammen) hatte einen sehr guten und informativen Vortrag für uns vorbereitet.
Progredienzangst ist Angst chronisch Kranker - oftmals ehr vor der Zukunft, als vor dem hier und jetzt, d.h. eine Angst vor der Verschlechterung, vor Einschränkungen, mehr Hilfe, nachlassenden Kräften, kurz: vor dem Fortschreiten der Krankheit.
Herr Bauer machte bei seinem Vortrag klar, dass Angst per se nichts Schlechtes ist, sondern in vielen Fällen durchaus hilfreich oder nützlich ist (z.B. Selbstschutz, Warnung, aber auch Antrieb). Angst zu haben ist durchaus normal und "gesund" - wenn es nicht zu einer dauerhaften Situation wird.
Was ist Angst?
Angst ist ein Gefühl, ein emotionaler Zustand. Angst findet in Gedanken statt - es handelt sich dabei um Einschätzungen, Befürchtungen und Prognosen. Und Angst zeigt sich im Verhalten als Flucht, Kampf oder Erstarren. Jeder von uns reagiert da anders.
Allerdings führt dieses Gefühl manchmal auch zu körperlichen Problemen wie z.B. Herzrasen, Schalfstörungen, Hautreaktionen oder Eßstörungen, Sehstörungen oder Ohrgeräuschen, Engegefühl oder Luftnot...
Es gibt auch "angemessene Angst" z.B. bei Trennung, Verlust oder Hilflosigkeit - ebenso wie bei Aufregung, Nervosität oder einer Karusselfahrt. Wahrscheinlich hat jeder von uns sowas schon einmal erlebt.
Angst soll Teil der Lösung sein
... und nicht Teil des Problems.
Chronische Krankheiten wie Mukoviszidose verlaufen sehr unterschiedlich. Nicht nur die Betroffenen, sondern auch für die Familie gibt es oft schwierige oder belastende Situationen.
Da eine chronische Erkrankung dauerhaft und unentrinnbar ist, meinen viele ihre Zukunft zu kennen. Dass unsereins Angst vor z.B. Kontrollverlust hat, mal von Selbstzweifeln geplagt wird, Groll oder Bitterkeit empfindet, ist deswegen ganz normal.
Wenn die Angst zu groß wird und einen zu hohen Stellenwert im Leben einnimmt, wenn z.B. Mukos sich zurück ziehen, passiv werden oder gar Behandlungen abbrechen, dann sollte gegengesteuert werden. Bei Angst und Depression gibt es Hilfe. Und es ist auch nicht schlimm oder seltsam oder was auch immer... wenn unsereins (oder unsere Angehörige) diese Hilfe annimmt.
Manchmal hilft schon ein einfaches Gespräch, um sich den ganzen Scheiß einfach mal von der Seele zu reden (Selbsthilfe s.o.) und manchmal hilft ein Gegenüber mit psychologischer Ausbildung (und vor allem ein Gesprächspartner, der nicht aus der Familie oder dem Bekanntenkreis kommt).
Was tun?
Fast alle chronisch Kranken brauchen Mitgefühl - aber kein Mitleid. Redet die Angst nicht klein oder tut sie ab. Für die Betroffenen sind die Ängste bedeutsam und real.
Hilfe gibt es z.B. beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), manchmal kennt auch der Haus- oder Ambulanzarzt Ansprechpartner. Niemand sollte alleine mit seinen Problemen sein.
Paßt gut auf Euch auf,
Insa